Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
19.04.2002 13:04 +Feedback
So ruhig wie jetzt ist es in Jerusalem nie - außer wenn es knallt.
Wie ausgestorben: Via Dolorosa in der Altstadt von Jerusalem (Foto: Henryk M. Broder)
Mitten im Auge des Orkans soll es ja am ruhigsten sein. Tatsächlich merkt der Reisende nicht, dass er im Krisengebiet gelandet ist, wenn er in Tel Aviv aus dem Flugzeug steigt. Es regnet in Strömen, und es ist kälter als in Berlin. Da es aber kaum Touristen, sondern fast nur Israelis sind, die ins Land kommen, kommt es nicht auf das Wetter an. Zur Mittagszeit hat sich eine 16-jährige Palästinenserin vor einem Supermarkt in Jerusalem in den Tod gesprengt und zwei Passanten mitgenommen. Das Verteidigungsministerium mobilisiert 20.000 Reservisten. Die Armee belagert das Hauptquartier von Arafat in Ramallah und zerstört sieben Gebäude....
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Auf die erste Frage hat Rudi Völler, der Trainer der deutschen Nationalmannschaft, vor kurzem ein Gefühl kundgetan. “Ich habe Bammel vor der WM!” Angesichts solcher Angstgegner wie Kamerun und Saudi-Arabien, gegen die Völlers Jungs antreten müssen, war dies nicht nur eine ehrliche, sondern auch eine vernünftige Einschätzung der Lage.
Schwieriger wird es, eine Antwort auf die zweite Frage zu finden, obwohl schon viele Versuche unternommen wurden, sie definitiv und verbindlich zu beantworten. Ende April wird die endlose Versuchsreihe fortgesetzt, diesmal im feinen “Club von Berlin”, wo vor kurzem das “Deutsch-Jüdische Forum” eingerichtet wurde. Bei der Eröffnungsveranstaltung...
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Letzten Sonntag gab es wieder ein philosophisches Quartett im ZDF, das freilich nach Thema und Zusammensetzung eher einem Stammtisch glich, bei dem jeder Teilnehmer die Rolle spielte, die von ihm erwartet wurde. Es ging, so der Co-Moderator Peter Sloterdijk, um “das Phantom des hässlichen, vielleicht sogar des hassenswerten Amerikaners; die Rückkehr des hässlichen, des taktlosen Amerikaners in der US-Politik”, denn Schönheit und Takt, zwei Tugenden, die Sloterdijk wie kein anderer verkörpert, sind auch in der Politik wichtige Faktoren. Und wie bei jedem Stammtisch gab es auch im philosophischen Quartett einen, der schrecklich schwitzt, immerzu auf die Kacke haut und Sachen sagt, die so falsch sind, dass nicht einmal das Gegenteil wahr ist, womit er dann die Meinungsführerschaft...
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An der Uni München gibt es einen AStA, und im AStA gibt es auch ein “Antifaschismus-Referat.” Weil der Kampf gegen Hitler und die Seinen umso heftiger geführt wird, je länger das Dritte Reich tot ist, haben die Antifaschisten vom Antifaschismus-Referat der Uni München alle Hände voll zu tun. Wenn sie sich nicht grade auf dem Oktoberfest voll laufen lassen (“Saufen gegen Rechts”), treten die Mitarbeiter des Referats jeden Tag zwischen acht und neun Uhr morgens zum Dienst an, um gegen den Faschismus zu kämpfen. Eine schwere Aufgabe, die den Einsatz aller Kräfte verlangt. Und so hat das Antifaschismus-Referat des AStA der Uni München eine Postkarte auf den Markt gebracht, die so witzig ist, dass sie von Klaus Staeck sein könnte. Wir sehen einen Mercedes (vermutlich der S-Klasse), am Steuer sitzt Joschka Fischer, neben ihm sitzen...
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Die I’s und die P’s bekämpfen sich seit mehr als einem halben Jahrhundert. Während der letzten paar Jahre war das Misstrauen, die Feindschaft und die Paranoia zwischen den beiden präzedenzlos stark.
I(....) war das Ziel von Terrorkampagnen islamischer Terroristen, die auf sein Territorium eingedrungen sind und schreckliche Attentate gegen Soldaten und unschuldige Zivilisten begangen haben. I beschuldigt P, es bilde diese Militanten aus und tue nichts um sie zu stoppen.
Nach einer langen Serie von gescheiterten Versuchen ein Friedensabkommen oder sogar eine provisorische Feuerpause zu erreichen, beschließt die Regierung von I, sie müsse einen Zaun als Sicherheitsabsperrung errichten, der es von P separiert.
Das I Projekt eines Zaunes macht die P’s wütend. Ihr uniformierter Führer verlangt von der Regierung von I sofort den...
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Seit der Schweizer Botschafter in Berlin mit dem Orden wider den tierischen Ernst ausgezeichnet wurde, wird das Personal für Ordensverleihungen langsam knapp. Jetzt kommen Kandidaten aus der Etappe zum Einsatz, die bislang bei AIDS- und UNICEF-Galas rumwirbelten und hinterher in der Gala und der Bunten befragt wurden, wie viel sie gespendet hatten. Anfang März wird Sabine Christiansen zum Ritter der
Französischen Ehrenlegion geschlagen. Sie kann einen Dom Perignon von einem Veuve Clicquot unterscheiden und besucht häufig die Paris-Bar in der Kantstraße, wo sich die Ritter der frankophilen Lebensart gerne treffen. Das reicht allemal, um in den 18o2 von Napoleon gestifteten Club aufgenommen zu werden. Ritter Sabine wird zu der Feier ihren Knecht Udo mitnehmen, der seit langem darüber wacht, dass ihr kein Haar...
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Es ist nicht leicht, Henryk M. Broder im Caféhaus zu interviewen. Immer wieder klingelt sein Handy, zwischendurch servieren Kellnerinnen Gulasch, und Leute kommen herein, die den berühmtesten Polemiker unter Deutschlands Journalisten kennen und schief lächelnd begrüßen. Auf dem Caféhaustisch liegt Broders neues Buch. Das Cover zeigt die Freiheitsstatue, aber auch die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold sind deutlich zu erkennen. Irgendwann schaltet Hannes Stein das Aufnahmegerät ein und stellt seine erste Frage.
DIE WELT: Wie kamen Sie dazu, Ihr neues Buch zu schreiben?
Henryk M. Broder: Nach den Anschlägen vom 11. September entfielen 80 Prozent meiner sozialen Kontakte schlagartig. Ich hatte viel Zeit, und...
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