Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

22.02.2002   12:05   +Feedback

Herr V. läuft Amok und Frau B. hat ein Problem

Wenn mir ein Buch nicht gefällt, klappe ich es nach ein paar Seiten zu. Langweilt mich ein Film, verlasse ich das Kino. Und als Klaus Bednarz noch “Monitor” moderierte, schaute ich immer rechtzeitig ins Programm, damit ich nicht mal beim Zappen auf den Mann mit dem gemusterten Pullover stieß. Niemand muss etwas lesen, sehen oder hören, das ihm die Laune vernagelt. Oder doch? Meine Fans tun es. Sie liegen auf der Lauer, um kein Wort von mir zu verpassen, wälzen sich dann in der eigenen Wut und teilen mir anschließend mit, wie sehr sie leiden mussten, wie sehr sie das verachten, was ich mache und wie sehr sie sich wünschen, dass ich aufhöre, sie zu nerven. Das Publikum hat es gut, es kann sich seine Dichter aussuchen, sagt Hanns-Dieter Hüsch, umgekehrt wird es schwierig. Warum läuft Herr Vogel aus Regensburg Amok und geilt sich an der Phantasie auf, was er machen würde, wenn er mich in sein Büro bestellen könnte? Ich weiß es nicht, aber sein Brief hat mir gut gefallen.

Hochmut…

kommt vor dem Fall.

Aber davon haben Sie keine Ahnung.

Es macht Spaß, Ihnen beim Fallen zuzuschauen. Bei Maischberger sind Sie verdammt hart am Boden gelandet. Furchtbarer Auftritt!

Haben Ihre Chefs beim Spiegel bestimmt mitverfolgt. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich Sie in mein Büro zitieren, ein Megaphon aufstellen und Sie einmal minutenlang brutalst möglich anbrüllen. Einfach so.

Danach würde ich Sie mit Häme überschütten und dann hochkant rausschmeißen. Natürlich würde ich Ihnen auch noch ihre bekloppte USA-Flagge abreissen. Sie Verräter!

Absender: Herwig Vogel

Frau Bröster, die ich ebenso wie Herrn Vogel nicht kenne, macht sich Sorgen um meine Gesundheit und überlegt sich, ob ich schwul bin. Ich hingegen will gar nicht wissen, ob Frau Bröster beim Winterschluss-verkauf in einer Drehtür stecken geblieben ist und seitdem um Hilfe schreit. Sie hat ein Problem, und es ist nicht nur die Grammatik.

Arrogantes Arsch

Herr Broder,

Sie sind eine der widerwärtigsten Erscheinungen, die ich bisher im TV erlauben musste. Kommt das von zu vielem Trinken, wie es bei Rezzo der Fall ist?

Ständig um Aufmerksamkeit und Bestätigung bei Maischberger gehascht und so dermaßen aufs Glatteis gefallen.

Mich freut es, dass abgehalfterte Pseudolinke wie Sie durch das TV die Möglichkeit bekommen, sich selbst vor Publikum zu blamieren.

Spricht nicht unbedingt für den Spiegel, wenn Sie solche “Loser” wie Sie noch beschäftigt. Aber ok, unwichtige und belanglose Artikel im Feuilleton können auch von sozialer Güte des Spiegel sprechen. Oder was soll denn die Story mit der Wahrsagerin und Gysi? Hi hi.

Als Frau muss ich sagen, dass Du ein extrem hässliches Exemplar bist. Ich hoffe mal, dass Deine Frau - wenn Du nicht schwul bist, da bin ich mir nicht so sicher - nicht allzu oft geworfen hat. Genetischer Müll ist nicht unbedingt meine Vorliebe, verstehst Du!?!

Dass eine Dumpfbacke wie Du stolz ist, Deutscher zu sein, wie Du es auf einem Foto demonstrierst und gleichzeitig ständig über Deutschland und die Deutschen so derart herablässig und menschenverachtend redest, zeugt von skrupellosem Opportunismus.

Hab mir aber ständig gedacht: lang machts dieser Broder nicht mehr, der schaut schon verdammt nach Herzinfarkt oder einem Schlagerl aus. Ich kann mich ja irren.

Absender: Sabine Bröster

Ein Dipl. Soz. aus München (diplomierter Sozialdemokrat, diplomierter Sozialist, diplomierter Sozialarbeiter?) schreibt mir einen Brief, in dem er den großen Bogen von Rumsfeld zu Karl Kraus und von Clinton zu Kroetz schlägt. Warum vergeudet der Mann seine Zeit mit mir, statt bei Jauch Millionär zu werden?

Dipl. Soz. Franz Josef Piwonka, München, den 20. Februar 2002

Sehr geehrter Herr Broder,

neulich sah ich Sie im Nachtstudio über das Thema der Pornographisierung reden. Übersehen habe ich nicht, dass an Ihrem Jackett eine Plakette mit der amerikanischen Fahne angebracht war. Ich gehe davon aus, dass die Sittenverwilderung in den USA noch nicht so weit gediehen ist, da hier das gesellschaftliche Leben in noch weit größerem Maße von den unverrückbar religiösen Grundsätzen durchdrungen ist. Vorbildhaft hierfür ist Rumsfeld, der seiner Frau sogar am Hochzeitstag den Tanz verweigerte, um sie nicht zu erotisieren. Vorbildlich werden amerikanische Kinder von drei Jahren in gläubigen Familien über das Sexualleben von Clinton zur Abschreckung aufgeklärt und über den “Lernstoff” abgefragt. Und die regieren jetzt wieder Amerika. Aber das nur nebenbei.

Das für mich Erstaunliche war, dass ich Sie seit 20 Jahren das erste Mal im Fernsehen lachen gesehen habe, wenn es auch etwas gequält wirkte. Wenn man in Rechnung stellt, in welchem Ausmaß Sie von den gesellschaftlichen Problemen und vor allen den Linken seit Jahrzehnten gequält werden, ist der erste Lachansatz eine großartige Leistung, wenngleich hinzugefügt werden muss, dass Sie leider nicht an der Spitze der Spontibewegung stehen, denn Schily hat bereits vor Ihnen schon einmal gelacht. Aber ich mache Ihnen den Vorschlag, zusammen mit Schily und Drewermann eine Nichtlachmännerselbsterfahrungsgruppe zu gründen, da der Zusammenschluss von Menschen mit gleichen Defiziten eine große Hilfe darstellen kann. Es kann eine bereichernde Erfahrung sein, dass man beim Nichtlachen nicht allein ist.

Ich habe zum letzten Mal mit 23 Jahren eine Anstecknadel getragen, weil ich mir als Bekenntnisträger einfach zu schade war. Kroetz wäre nie Kommunist geworden, wenn nicht seine Mutter zu ihm gesagt hätte, er sei dazu nicht in der Lage. Und Sie haben sich aus Trotz ob des linken Antisemitismus in ein politisches Paradigma á la Stoiber geflüchtet. Entsprechend mit infantilem Trotz und Stolz haben Sie Maischberger Ihre Plakette präsentiert. Was Ihnen jetzt aber noch fehlt, ist eine weitere Plakette an Ihrem Revers mit der Aufschrift: “Jesus lebt.” Das würde Sie nach Karl Kraus perfekt machen, der sagte: “Zur Vollkommenheit fehlte ihm nur noch ein Mangel,” den man Ihnen, wie dargelegt, ja nun wirklich nicht absprechen kann.

Mit freundlichen Grüßen,

Franz Piwonka

Und dann gibt es noch die lieben Menschen, die vor allem darunter leiden, dass die Israelis die Palästinenser so schlecht behandeln. Sie kündigen den Juden die Freundschaft und teilen es mir mit. Dabei ist für die Annahme solcher Kündigungen, bei denen wie bei jedem Abo eine vierwöchige Frist eingehalten werden muss, Paul Spiegel zuständig. Wer es sich überlegt und die Kündigung zurück nimmt, bekommt als Prämie ein Exemplar von Paul Spiegels Memoiren (“Wieder zu Hause?”) zugeschickt. Auch Frau oder Herr von Faltin aus Bad Reichenhall erhält so noch eine zweite Chance.

Palästinenser

Als ehemaliger Freund Israels bin ich erschüttert, mit welch brutaler Gewalt die Israelis gegen ein besetztes Volk vorgehen. Das hat nichts mehr mit Selbstverteidigung zu tun.

Sie machen heutzutage das gleiche, wie die Nazis im Warschauer Ghetto. Zur Klarstellung: ISRAEL ist Besatzungsmacht, nicht die Palästinenser!!!! Israel hält sich nicht an die UN-Resolutionen!

Durch die rechtsextremistische Gewalt A. Sharons verlieren sie überall die Sympathie in Deutschland, die sie im reichen Maße früher hatten.

Bis Rabin von den jüdischen Nazis ermordet wurde, hatte man Hoffnung auf einen Frieden für beide Seiten.

Es gibt nur eine Lösung. Die strikte Trennung der Palästinensergebiete ohne jüdische Pfähle (Siedlungen) im Fleisch. Meinetwegen auch mit Stacheldraht und Minen, damit keine jüdischen Zivilisten mehr gefährdet sind. Die Vatikanisierung Jerusalems unter der Kontrolle der United Nations (wer sonst?) mit wechselseitiger Oberhoheit über die heilige Stätte dreier Religionen, die sich zur Zeit eher Amok laufen und sich teuflisch aufführen. Daher hat das mit einem Gott nichts zu tun, das wäre Gotteslästerung.

Auch dem in Belgien angeklagten Kriegsverbrecher (Shatila) Adolf Sharon sollte bekannt sein, dass wer zum Schwert greift, durch das Schwert umkommt. Diese Hybris hatten wir Deutschen auch und haben teuer bezahlt und zahlen heute noch. Scharon schändet das Andenken an Millionen von jüdischen Opfern. Israel und seine jüdischen Bürger haben das nicht verdient.

v. Faltin Bad Reichenhall

Was mich angeht, so mache ich mir vor allem Sorgen, wie wir bei der nächsten WM abschneiden werden. Wir spielen gegen die Isländer und die Faröer, zwei echte Angstgegner. Haben wir das wirklich verdient?

HMB, 22.2.2oo2

Permanenter Link

Uncategorized