Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
01.04.2000 13:06 +Feedback
Natürlich ist es richtig, wenn Juden damit anfangen, ihre historischen Schulden bei den Deutschen zu begleichen, und sei es nur auf eine symbolische Weise. Trotzdem: ich mag nicht, daß Paul Spiegel in meinem Namen spricht, denn bis jetzt habe ich alle meine Angelegenheiten noch immer selbst geregelt.
sehr geehrter herr spiegel
eben habe ich den vollständigen text ihrer rede zu ehren von frau und herrn beitz gelesen und hätte in diesem zusammenhang eine kleine bitte an sie:
es wäre sehr freundlich und rücksichtsvoll von ihnen, wenn sie demnächst bei ansprachen, in denen sie “die juden in deutschland, ja die juden der ganzen welt” vertreten, einschränkend sagen würden: “außer im namen von henryk m. broder…”
ich weiß nicht, woher sie das mandat haben, im namen aller juden der welt zu sprechen, es mag ja eine urabstimmung stattgefunden haben, die ich übersehen habe, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, meine stimme jemals an sie delegiert zu haben. bis jetzt habe ich immer für mich selbst gesprochen, und das soll auch so bleiben.
ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mir diese kleine absprache zwischen und bestätigen würden.
mit allen guten wünschen von berlin ins rheinland
stets ihr
Sehr geehrter Herr Broder,
Ihr Fax vom 21.02. kann ich aus zeitlichen Gründen leider erst heute beantworten.
Natürlich freue ich mich, wenn Sie Äußerungen von mir in der Öffentlichkeit beachten, ja sogar beurteilen. Ich konnte selbstverständlich nicht annehmen, dass ich bei meinem Dank an das Ehepaar Beitz für deren gefahrvolle Rettung von Juden nicht auch in Ihrem Namen sprechen durfte. Ich werde aber künftig Ihrem Wunsch Rechnung tragen. Dabei kann es natürlich vorkommen, dass ich zu Herrn Haiders Aussagen Stellung nehme und dabei darauf hinweise “außer im Namen von Henryk M. Broder”.
Im Übrigen würde ich es sehr begrüßen, wenn wir in absehbarer Zeit Gelegenheit zu einen persönlichen Gespräch haben werden.
Mit besten Grüßen,
Paul Spiegel Präsident
sehr geehrter herr spiegel,
vielen dank für ihr fax vom 9.3.; ja, ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie auch bei äußerungen über haider nicht in MEINEM namen sprechen würden, denn, wie sie der beiliegenden kolumne aus dem tagesspiegel entnehmen können, bin ich durchaus in der lage, auch in sachen haider für mich selbst zu sprechen. im übrigen ist mir nicht klar, warum sich der zentralrat überhaupt zu haider äußern sollte, es sei denn, sie wären der meinung, friedmans teilnahme an der wiener anti-haider-demo war noch nicht peinlich genug und es hätten noch immer nicht alle aussis kapiert, daß haider ein primär jüdisches und kein österreichisches problem ist. denn genau das ist die botschaft, die friedmans auftritte und ihre erklärungen kommunizieren.
im übrigen wäre es nicht verkehrt, wenn sie - und sei es nur privat - den großen kulturschaffenden arur brauner zurechweisen würden, der kohl mit den opfern des nazi-regimes vergleicht. finden sie nicht auch, daß hier eine unzulässige verharmlosung der nazis vorliegt, gegen die einspruch erhoben werden sollte?
in der hoffnung, daß sie keine mark für kohl gespendet haben verbleibe ich mit besten grüßen
1.4.2000
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