Noch weiß niemand, ob und wann der neue Flughafen in Schönefeld gebaut wird. Das ganze Projekt ist eine Katastrophe auf Raten. Millionen wurden in den Sand gesetzt, Anlieger versuchen, den Bau mit Klagen zu verhindern, potentielle Bauherren tragen ihre Entwürfe bei Gerichten vor. Eigentlich ist der Airport in seiner jetzigen Form nur Reisenden zuzumuten, die mit der El Al nach Tel Aviv oder mit der Tarom nach Bukarest wollen. Angeblich soll es auch Direktverbindungen nach Ulan Bator und Hanoi geben. Dafür dauert die Anfahrt durch die Stadt eine Stunde und drinnen herrscht noch der mürbe Charme der maroden DDR.

Wer eine Alternative hat, macht um Schönefeld einen Bogen. Doch das soll jetzt anders werden. Schönefeld hat eine Werbekampagne gestartet, in der es richtig geil zugeht. Da sieht man auf dem Plakat eine große 69, vor der ein Mann und eine Frau stehen, die so sexy wirken wie Margot und Erich auf dem Weg nach Chile. Darüber steht der Satz “Schöne Zeit in Schönefeld ?!”, und für die ganz Dummen, die noch immer nicht begriffen haben, worum es geht, gibt es eine Erklärung: “Bis zu 15 Tagen Parken ab 69,- DM. Oder an was haben Sie gedacht?”

So subtil hat nur die verblichene Helga Hahnemann im Friedrichstadtpalast ihre Pointen in den Saal gedrückt, wobei die Rentner im Parkett vor Vergnügen nach Luft japsten. Wenn schon keine Sau ab Schönefeld fliegen will, soll wenigstens der Parkplatz genutzt werden. 69 Mark für zwei Wochen sind wirklich ein Superangebot, es würde sich gradezu lohnen, den Wagen in Schönefeld stehen zu lassen und jeden Tag mit der S-Bahn in die Stadt zu fahren. Oder gleich zwei Wochen im Auto sitzen zu bleiben, weil es nirgendwo billiger ist. Noch günstiger wird es, wenn man zu zweit in einem Auto parkt. Dann kann man gleich die Nummer ausprobieren und anschließend ein wenig deutsch üben: “Ich lecke, du bläst, wir fliegen.” Aber: Müsste es nicht “Bis zu 15 Tage Parken…” heißen? Mit der erotischen Phantasie klappt es prima, nur mit dem Plural hapert es noch ein wenig.

HMB, 17.5.2oo1