Von Renée Zucker

Warum nicht mal ein Wort über Gabi verlieren. “Zonengabi”, wie eine geachtete Hamburger Wochenzeitung sie auch zärtlich nennt, während unsereinem sofort das schöne Lied der kleinen Tierschau einfällt : “Lieber doof sein, als - ” na, Sie wissen schon.

Aber im Ernst. Wie kommt es nur, dass sich ausgerechnet die Gabis immer so unverdrossen als Blödis outen? Gabi Zimmer denkt wohl, jetzt wo Gysi den Kult-Kandidaten macht, achtet keiner mehr darauf, was die Bundesvorsitzende sagt. Zum Beispiel, dass ihrer Meinung nach in der PDS die meisten Kommunisten Demokraten seien. Wie geht das zusammen, fragt sich da der aufgeweckte Wähler? Hatten wir nicht damals in der donnerstäglichen Kaderschulung vom Kinderladen Rotes Fischstäbchen gelernt, dass Demokratie die perfideste Augenwischerei des Schweinesystems ist? Und war Zonengabi nicht lange genug als Agitatorin in der SED-Parteileitung des VEB Jagdwaffen Suhl tätig, dass sie sich daran auch noch erinnern müsste? Oder meint sie vielleicht mit Demokraten die Moskauer Truppe um Ulbricht und Konsorten, die wahrscheinlich als erste auf die geniale Idee des Zusammenschweissens von Unverträglichkeiten kamen: sie erfanden die Deutsche Demokratische Republik

Gabimäßig gedacht passt die demokratische Einschätzung eines PDS-Kommunisten vielleicht ähnlich ins verblüffende Weltbild, wie die Tatsache, dass sie zwar mit einem ehemaligen Offizier der Grenztruppen verheiratet ist, aber die Mauer jetzt irgendwie Scheiße findet. Wie die das zuhause diskutieren, das würden wir wirklich zu und zu gerne wissen. Darauf sind wir mindestens so neugierig wie auf die genaueren Details, Ursachen und Symptome dieser mysteriösen Lichtallergie, die jüngst in der Öffentlichkeit auftauchte, was nebenbei gesagt, mal wirklich eine interessante Krankheit ist, über deren Botschaft es viel nachzugrübeln gäbe. Denn auch das ist Deutschland: ein Frankfurter Dichter, dessen letzte Worte “Mehr Licht” gewesen sein sollen und dann diese Allergiker, die es gar nicht schwarz genug haben können! Zonengabi jedenfalls hat nicht nur ein kontroverses Innen- und Familienleben, sie hat außerdem noch ein Faible für Sinnsprüche. Wie den von Dieter Strützel, ein Name, den wir uns unbedingt merken wollen. Er ist Gabis Lebensmotto-Guru und schuf den schönen Satz: “Die Wahrheit, die du nicht hast, hat bestimmt ein anderer.” Wie aber sollen wir Außenstehenden das begreifen? Heißt es vielleicht so viel wie: In dem Kleid, das du dir nicht leisten kannst, läuft bestimmt bald ne andere rum, oder: an der Scheiße, die du nicht machst, verdient morgen ein anderer? Fragen über Fragen, Antworten gibt die PDS bestimmt im Wahlkampf.

Aber an Dieter Strützel werden wir uns noch erinnern, wenn niemand mehr weiß, was die PDS war.

Guru Henryk warnt vor eilfertigem Hohn über ihn, denn im Talmud heißt es: Wo kein Verstehen ist, da ist kein Wissen; wo kein Wissen, da ist kein Verstehen. Wo kein Mehl ist, da ist keine Weisung; wo keine Weisung ist, da ist kein Mehl. Gabis sollten backen lernen, dann haben sie immer eine Weisung parat. Zumindest, wenn sie Fortune-Cookies schaffen.

25.6.2001