Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

23.07.2001   13:03   +Feedback

Mann mit Selbstachtung

Von Renée Zucker

So schwul hin, so gut her - das allein reicht wohl doch nicht. Jedenfalls muss man nach Klaus Wowereits Auftritt bei der lustigen ZDF- Kandidatenshow doch leise Zweifel an seiner Qualifikation als Regierender Bürgermeister bekommen. Hier hat man nämlich gern Originale, in die eine oder andere Richtung. Der eine hatte wenigstens einen roten Schal, der andere das Gesundbrunnen-Jogger-Image zu bieten. Aber so blass wie Wowi war selten. Dagegen hilft auch nicht, wenn man den FDP-Kandidaten als zu alt und den CDUler als formatlos abkanzelt. Wenn die Abwertung als Kampfmittel nicht ein bisschen subtiler daherkommt, ist sie als Modell mindestens so auslaufend wie Rexrodt und der Rest der Truppe. Es sei denn, Inhalte sind sowieso out. aber das sollte dem Wähler fairerweise vorher mitgeteilt werden. Bis das (hoffentlich noch vor dem Wahltermin) endgültig geklärt ist, widmen wir uns noch einmal dem beliebten Thema der männlichen Hygiene. Es gibt nämlich einen Nachtrag aus den guten alten Zeiten, als nur der Rock’n Roll schmutzig war, ein Mann hingegen als furchtloser Krieger lebte. Es begab sich also in jenen Tagen des Vietnamkongresses in Berlin-West, dass sich zu eindeutigem Bedürfnis zufällig zwei Dichter auf dem Herrenklo der Technischen Universität trafen.

Yaak Karsunke wollte gerade nach getaner Tat zum Wasserhahn greifen, als plötzlich im Spiegel über dem Becken neben seinem eigenen noch das verschmitzte Gesicht Erich Frieds auftauchte. Der deutete schmunzelnd auf Karsunkes Hände unter dem Wasserstrahl, sagte: “Der Mann mit Selbstachtung tut das vor dem Pinkeln”, und verließ ungewaschen das Herrenklo in Richtung Audi max. Nun ja.

Einen Frauenstandpunkt dazu müssen wir noch erarbeiten, ansonsten gilt weiter die Parole: Vorsicht beim Händeschütteln und Türklinkengreifen!

Damit soll aber dann auch erst mal wieder Ruhe in die Gesamtproblematik einkehren. Kommen wir lieber zu etwas Erfreulicherem, wovon wir in den letzten Tagen Kunde erhielten: unverheiratete Frauen bleiben länger intelligent. (Möglicherweise hat sogar der eine mit dem anderen Themenkreis zu tun, aber die Forschungen dazu laufen noch!)

“Naja”, sagt Elzie gelangweilt am Telefon , “das ist doch schon lange bekannt, du musst dich nur mal umgucken und zwei und zwei zusammenzählen, aber was mich echt an der These der intelligenten, unverheirateten Frau zweifeln läßt, ist die Tatsache, dass du immer noch zu denen gehörst, die Hände schütteln. Ausländer haben das nebst ein paar anderen Unannehmlichkeiten hier schon immer als lästig empfunden, ganz abgesehen davon, dass es absolut unhygienisch ist… ” Wir hatten dann eine kurze aber heftige Diskussion über die Albernheit von 3 Luftküssen an der Wange vorbei einerseits und dieses kontrollierende Einschätzen des Gegenübers durch Handbeschaffenheit und Druckqualität andererseits, dann musste Elzie aber Gottseidank schnell aus dem Haus, weil wieder irgendwo ein Konzert lockte - diesmal waren es die traurig-schaurig-schönen Tigerlillies, die übernächsten Mittwoch in der Kalkscheune auftreten und unbedingt anzusehen sind!

23.7.2001

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