Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
19.10.2001 13:05 +Feedback
Wieder einmal ist die deutsche Friedensbewegung nicht gefragt worden, ob sie mit einem Krieg einverstanden ist. Deswegen geht sie auf die Straße und demonstriert gegen ihre Ausgrenzung. Und wieder einmal zeigt sich, wie recht G. B. Shaw mit seinem Satz hatte: “In terms of fun nothing comes close to war.” Alle hatten tierisch viel Spaß letzten Samstag auf dem Gendarmenplatz in Berlin-Mitte, es war wie bei einem Veteranenpicknick, an dem auch die Enkel teilnehmen durften. Man hat Musik gemacht und viele, viele Reden gehalten, gegen den Kapitalismus, den Imperialismus und die Nato, die Armut und die Ungerechtigkeit in der Welt und den Stellenabbau im Sozialwesen - nur nicht gegen den Terrorismus, denn der ist ja die Antwort der Unterprivilegierten auf den Kapitalismus, den Imperialismus und die Nato, die Armut und die Ungerechtigkeit in der Welt und den Stellenabbau im Sozialwesen.
Vordergründig ging es um die Bombenangriffe der Amerikaner und Briten in Afghanistan, tatsächlich aber, wie immer bei solchen Events, um eine späte Korrektur der deutschen Geschichte. “Wollt Ihr den totalen Krieg?” brüllte ein Redner von der Bühne ins Volk. “Nein!” schrie das Volk zurück. Fast 6o Jahre nach der berühmten Sportpalast-Rede von Goebbels nutzten die guten Deutschen die Gelegenheit, endlich die richtige Antwort geben zu können, während die Amerikaner und die Briten noch immer nichts aus der Geschichte gelernt hatten. “Ich finde Krieg Scheiße, weil Krieg hat noch nie etwas gebracht”, sagte die TV-Politesse Ulrike Folkerts einem TV-Team des SFB. Recht hat sie. Statt in einem BDM-Ferienlager Schmalzstullen zu schmieren, kann sie jetzt auf jeder Demo mitlaufen und dummes Zeug labern.
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19.10.2001
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